Die Zukunft des Bauens ist digital – unter diesem Motto fand am 17. und 18. Juni 2021 der zweite BIM-Tag (Abkürzung für: Building Information Modeling) in Hamburg statt. Mehr als 300 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland bekamen ein Update aller Facetten der Digitalisierungsprozesse im Hamburger Bauwesen. Auf dem Online-Live-Event wurden digitale Standards und Innovationen im Bereich des öffentlichen Hochbaus und der Infrastruktur vorgestellt. Hamburg setzt konsequent auf das Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken auf Grundlage von Bauwerksinformationsmodellen. Die kooperative Arbeitsmethodik hierfür nennt sich Building Information Modeling, kurz BIM.
Keine Angst vorm digitalen Wandel in der Baubranche
Organisiert wurde die virtuelle Veranstaltung durch BIM.Hamburg, das die Interessen der öffentlich-rechtlichen Anstalten vertritt, und dem BIM Hub Hamburg. Dieser als Verein organisierte Wissenspool der Wirtschaft zum Thema BIM in der Metropolregion Hamburg setzt auf Building Information Modeling als wesentlichen Bestandteil des digitalen Wandels in der Baubranche. Die Gründe hierfür liegen in den unschlagbaren Vorteilen dieser Innovation, die BIM Hub Hamburg anhand zahlreicher Bauprojekte eindrücklich vorstellte:
- Planungen können hiermit zukünftig modellbasiert über einen sogenannten “digitalen Zwilling” integral erstellt und ausgetauscht werden
- konventionelle Baupläne können schrittweise ersetzt werden
- Planungsvarianten können simuliert werden
- Modellbasierte Kollisionsprüfungen kommen zum Einsatz
- Planungsfehler können schneller erkannt und vermieden werden
Experten machten die Relevanz digitalen Bauens greifbar
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann zeigte sich als Botschafter des BIM-Tages davon beeindruckt, wie in Hamburg bereits bundesweite Maßstäbe gesetzt würden. Als Beispiele hierfür nannte er:
- die smarte und sensorgestützte Zustandserfassung von Bauwerken
- die virtuelle Begehung von Bauwerken
- die Schaffung einer leistungsfähigen Plattform digitaler Lösungen für Hamburger Behörden und Realisierungsträger
Die Erfolgsfaktoren für Digitalisierungsvorhaben
Die BIM-Aktivitäten auf Bundesebene wurden mit Beiträgen von Sebastian Otto, Bundesministerium des Innern, für Bau & Heimat, und Andreas Meister, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, vorgestellt. Komplettiert wurde die Sicht des Bundes durch den Vortrag von Dr. Jan Tulke, Geschäftsführer von planen-bauen 4.0, zu den Aktivitäten von BIM Deutschland, dem BIM-Kompetenz-Zentrum der Bundesregierung für die Digitalisierung des Bauwesens.
Dann wurde der Blick noch einmal auf die Freie und Hansestadt Hamburg gelenkt: Ihr Chief Digital Officer (CDO) Christian Pfromm erläuterte, dass die digitale Arbeitsmethode in der Bauplanung (BIM) die Kerngedanken der Digitalstrategie für Hamburg in die Praxis übertrage. Ein Modell, von dem alle beteiligten Organisationen profitierten. Wesentliche Erfolgsfaktoren für Digitalisierungsvorhaben seien eine behörden- und disziplinübergreifende Zusammenarbeit mit zentralem Programmmanagement und ein agiles, flexibles Vorgehen.
Kulturwandel und Wissensvernetzung in der Metropolregion Hamburg
Mit BIM.Hamburg hätte Hamburg ein innovatives Expertennetzwerk geschaffen, bewertete Programmleiter Felix Scholz die Aktivitäten der virtuellen Organisation aus einem Zusammenschluss von sechs BIM-Leitstellen der FHH. Man setze einen Kulturwandel für die gesamte Baubranche voraus. Hamburg habe diesen Trend frühzeitig erkannt. Zielsetzung sei es,
- Digitalisierungsthemen in der gesamten Stadt zu bündeln
- den Transformationsprozess mit Kraft voranzutreiben.
Über die Wissensvernetzung in der Metropolregion Hamburg berichtete Dr. Stefan Ehmann, stellvertretender Sprecher des BIM Hub Hamburg. Er skizzierte die Entwicklung sowie die aktuelle Zusammensetzung des BIM Hub, beschrieb die Aktivitäten der Arbeitskreise sowie bisherige Veranstaltungsschwerpunkte.
Die anschließenden Fachfragen der Teilnehmenden wurden durch die Moderatorin Lisa Mathias aufgegriffen und an die Experten adressiert. Diese Form des interaktiven Dialogs lockerte den der Pandemie geschuldeten rein digitalen Charakter der Veranstaltung erfrischend auf. Locker klang auch der Abend mit get-togethers und zahlreichen Fachgesprächen in kleinen Gruppenchats aus.
Erst virtuell, dann real bauen
Mit den BIM-Aktivitäten der Region Hamburg zum digitalen Bauen wurde auch in den zweiten Veranstaltungstag gestartet. Monika Thomas, Staatsrätin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Hamburg, bezeichnete die durchgängige, integrierte Nutzung des digitalen Zwillings als zentrale Informationsquelle, eben als Schlüssel für zeitgemäße Planung. Sie benannte die Vorteile, die sich daraus ergäben:
- transparentere und effizientere Kommunikation unter allen Beteiligten
- entscheidende Verbesserung der Kostentransparenz und Termintreue
- nur professionell digital aufgestellte Bauverwaltungen seien fit für die Zukunft
Anhand von Beispielen verdeutlichten anschließend die Referent*innen der sechs Leitstellen (Abb. 1) von BIM.Hamburg ihre unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte und wie sich diese – miteinander verknüpft – strategisch ergänzen. Die einzelnen Vorträge der Leiter*innen wie auch der anderen Referent*innen sind auf der Homepage von BIM.Hamburg zu finden. Abschließend wurde die Implementierung der BIM-Methode im Bereich Hochbau in einer großen öffentlichen Hamburger Unternehmensgruppe durch Herrn Berger vorgestellt.
Hamburg gehört zu den Taktgebern des digitalen Planens und Bauens
Fazit der Tagung BIM für Hamburg nach zwei erfolgreichen Veranstaltungstagen: Mit über 35 BIM-Projekten und zahlreichen Digitalstandards gehört Hamburg zu den Wegbereitern und Taktgebern des digitalen Planens, Bauens und Betreibens im öffentlichen Sektor. Dies machten die Expert*innenvorträge und die hohe Resonanz des Hamburger BIM-Tages deutlich.
Vor der Verabschiedung durch Felix Scholz, Programmleitung BIM.Hamburg, und Prof. Daniel Mondino, Sprecher des Vorstandes des BIM Hub Hamburg, zeigte Thomas Kirmayr vom Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Planen und Bauen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in seiner Keynote den Teilnehmenden, wie die BIM-Methode die künftige Arbeitsweise in der Wertschöpfungskette Bau verändern werde. Seine These: Die digitale Transformation und die kooperative Arbeitsmethodik des Building Information Modeling veränderten nicht nur die Arbeitsweise der Baubranche, sondern auch die BIM-Arbeitsweise selbst befände sich in einem stetigen Veränderungsprozess.
Ausblicke auf die praktische Umsetzung der Transformation
Der Blickwinkel der Forschung wurde in seinem Vortrag verbunden mit dem, was in den nächsten Jahren durch die praktische Umsetzung der Transformation auf die Unternehmen im Handlungsfeld Planen, Bauen und Betreiben zukommen wird. Kirmayrs Vortrag wollte den Blick schärfen für die richtige Strategie und ihre Realisierung beim digitalen Bauen: Diese könne nur aus den Büros und Betrieben heraus als Treiber des Wandels gestartet und umgesetzt werden.
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